Es gibt Argumente für Pumpspeicherwerke ...

  1. Energiespeicher sind eine Möglichkeit, um Unterschiede zwischen Angebot und Bedarf an Strom ausgleichen zu können. Insbesondere kann so die gelegentlich anfallende überschüssige Sonnen- oder Windenergie, unsere saubersten regenerativen Energieformen, zwischengespeichert werden.

  2. Pumpspeicherwerke sind eine Form von Energiespeicher. Sie können bei entsprechender Größe Stromengpässe überbrücken, d.h. Stromversorger können z.B. im Winter die Versorgungssicherheit gewährleisten* 

  3. Pumpspeicher sind schwarzstartfähig, d.h. bei einem Zusammenbruch des Netzes kann die Stromversorgung damit wieder aufgebaut werden

  4. Pumpspeicherwerke sind technisch verfügbar und können theoretisch einen Wirkungsgrad von bis zu 80% erreichen

     ... und speziell für ein Pumpspeicherwerk am Poschberg:

  5. Mit dem Argument Pumpspeicherwerk könnte ein sonst völlig indiskutabler Steinbruch in 1200m Höhe mitten im Lattengebirge genehmigungsfähig werden

  6. Durch die Verwertbarkeit des entnommenen Dolomitgesteins für die Stahlindustrie wird der Standort für Aicher erst richtig interessant

*  Energiespeicher-Kapazitäten in Form von Pumpspeicherwerken sind im Alpenraum (Österreich, Schweiz) genügend vorhanden bzw. in Bau. Die Schweiz fürchtet schon aufgrund der Überkapazitäten um die Rentabilität ihrer im Bau befindlichen Pumpspeicherwerke. Und eine Stromautobahn aus der Schweiz nach Meitingen wäre nicht länger als eine solche aus dem Berchtesgadener Land.

 

... und es gibt entscheidende Argumente, warum sich Bürger und Lokalpolitiker aus unserer Region gegen ein Pumpspeicherwerk am Poschberg wehren:

  1. Unwiderrufliche Landschaftszerstörung: Anstelle eines intakten Schutzwaldes an der Westflanke des Predigtstuhls entsteht eine riesige Betonwanne mit einer Staumauer nach Süden, einer Umfahrung, und an der Bergseite ein ca. 110 m hoher und 300 m breiter, weithin sichtbarer Felsabbruch; dazu eine Schneise mit 3 Stahlrohren von je fast 4 m Durchmesser hinunter zum Saalachtal.
  2. Belastung und Gefahren für die Bürger und Gäste des Heilbades sind zu vermeiden (s. auch den Gemeinderatsbeschluß aus Schneizlreuth und den Reichenhaller Stadtratsbeschluss) durch
    • zusätzliche Verkehrsbelastung während der mindestens 5-jährigen Bauzeit, mit Atemkurort nicht vereinbar. Der Schwerlastverkehr würde von bisher 1.500 LKW auf 4.500 Lkw, also auf das dreifache steigen. Entsprechend dazu steigen auch Lärm, Feinstaub- und Abgasemissionen.
    • Hochspannungsleitung dieser Größenordnung, wird im engen Reichenhaller Becken nicht möglich sein
    • Lärm der enstehenden Großbaustellen, dazu gehören auch
      • dass der Beton für das obere Becken direkt vor Ort in der Berglandschaft erzeugt werden muss, mit der enormen Zementstaubbelastung der gesamten Umgebung
      • ein ca. 40 Meter breiter baumfreier Streifen rund um die Speicherbecken, damit ein Fremdkörpereintrag vermieden werden kann
    • Gefährdung der Sicherheit der Stadt durch die Georisiken: die Bergstruktur ist extrem zerklüftet und ständig in Bewegung (Beben, Bergschläge); die Rotofenrinne birgt bei einem Unwetter die Gefahr von gewaltigen Murenabgängen ( wie in Baumgarten Juli 2010 mit Zerstörung der Röthelbachstrasse) und mündet direkt in das geplante untere  Speicherbecken.  
      Siehe GeoFachdatenAtlas Bayern, Georisiken:  http://www.bis.bayern.de/bis/initParams.do;jsessionid=9D37A4AB135A3802E0DCA2884B9D96F5

  3. Jahrelange Großbaustelle am Berg beeinträchtigt den Tourismus am benachbarten Predigtstuhl

  4. PSW ist unrentabel (s. Handelsblatt vom 30.11.2012, S. 25). Es dient möglicherweise nur dem Erhalt der Genehmigung für den Dolomitabbau am Poschberg, und wird daher gar nicht oder nicht zu Ende gebaut oder nicht betrieben werden. Es ist also zu befürchten, dass ein Steinbruch oder eine Industrieruine entstehen wird.

  5. Da ein rentabler Betrieb des PSW in Frage gestellt ist, werden dadurch auch keine Arbeitsplätze gesichert, auch nicht in Meitingen

  6. Der hohe finanzielle Aufwand zum Bau des PSW steht in keinem Verhältnis zum erwarteten Gewinn: statt einen positiven Beitrag zur Energiewende zu leisten, wird diese damit noch mehr verteuert, und zwar für alle Bürger.

  7. Eine Betonwanne bekommt irgendwann Risse, die Folgen für den Berg und die Sicherheit der Stadt wären unabsehbar. Wer gewährleistet die Instandhaltung dieser riesigen Betonwanne hoch am Berg in 20 Jahren?

  8. Ein Steinbruch in dieser Lage  in einer Tourismusregion würde ohne PSW nie genehmigt werden.   

  9. Der Steinbruch befindet sich im Heilquellenschutzgebiet, die Reichenhaller Quellen sind dadurch gefährdet.
    • Da das Lattengebirge eine Südwest-Nordost Wasserdurchdringung hat,  ist nicht auszuschließen, dass in absehbarer Zeit Risse im Becken entstehen und dadurch auch die Solequellen und das Trinkwasser gefährdet sein können.
    • Die Gefahr besteht, dass die Wasserführung schon durch den Aushub verändert wird.

  10. Alpenraum: Windräder am Teisenberg wurden wegen seiner Zugehörigkeit zum „Alpenraum“ kürzlich  ausgeschlossen; aber im zentralen Gebirgsstock des Berchtesgadener Landes, im Lattengebirge, soll diese riesige Großbaustelle entstehen.

  11. Der Poschberg ist teilweise der Schutzzone C des Alpenplans zugeordnet. Eingriffe in die Natur sind somit nicht gestattet.

  12. Ein wertvolles Habitat für Birk- und Auerhühner würde zerstört.

  13. Ein PSW dieser Größenordnung als Stromspeicher liefert Strom für weniger als einen Tag; wenn überhaupt, dann sind nur Langzeitspeicher sinnvoll (z.B. Kooperation mit Österreich, mit Norwegen, oder auch der Schweiz).

  14. Ein PSW ist kann dort sinnvoll sein, wo bereits 2 Stauseen bestehen, siehe Kaprun, wo ein Stromversorger dadurch die Stromversorgung der Bevölkerung sicherstellt.

  15. Strom vom Poschberg käme nicht der Bevölkerung zugute, sondern dient allein der Stromversorgung der Lechstahlwerke in Meitingen bei Augsburg.

  16. Eine 380 kV Leitung mit bis zu 100m hohen Strommasten und einer Sicherheitsschneise von 60 m Breite muss bis zum Umspannwerk in Pirach bei Burgkirchen gebaut werden, entlang der Saalach durch das Nadelöhr Bad Reichenhall mit Zerstörung der Nonner Au.

  17. Der Gesteinstransport vom Berg ins Tal (Förderband, Seilbahn?) erfordert einen zusätzlichen Eingriff in die Natur.

  18. Die Becken sollen mit 2 Millionen m3 Trinkwasser (das 1,5-fache der Jahresproduktion der Reichenhaller Stadtwerke) gefüllt werden.